Sehr lange Zeit hing ich auf geschlossenen Stationen und war körperlich ziemlich am Ende. Aber durch die körperliche Arbeit und die frische Luft konnte ich wieder Kraft schöpfen. Die Regelmäßigkeit der Arbeit half mir, den Tagesrhythmus zu finden.
Die Mitarbeiter geben sich Mühe und nehmen sich viel Zeit, den Patienten die Gartenarbeit näherzubringen. Oft ist es so, daß die Arbeit sehr mühevoll und angstrengend ist, aber wenn man sich gegenseitig hilft, staunt man, was man schafft. Da wir auf dem Gutshof keine Unkrautmittel verwenden, muß sehr viel von Hand gemacht werden. Wenn wir hinten mit dem Ukrautjäten fertig sind, können wir vorne wieder anfangen. Ein Beispiel: Möhren werden ausgesät, und nach kurzer Zeit steht das Unkraut genauso dicht wie die Möhren. Bei Kohl ist die Unkrautbekämpfung leichter, weil er in handbreiten Abständen gepflanzt wird. Es gibt aber ein sehr großes Betätigungsfeld. Die Arbeit besteht also nicht nur aus Unkrautjäten.
Wie überall haben auch wir Probleme mit Schädlingen. Da wir im Rahmen unseres biologischen Anbaus keine chemischen Mittel einsetzen, haben wir viel zu tun wie z. B. bei den Kartoffeln. Hier gehen wir zu mehreren Leuten ins Feld, um uns jede Kartoffelpflanze einzeln vorzunehmen, damit wir die Kartoffelkäferbrut etwas reduzieren können. Jeder Käfer legt bis zu zwanzig Eier am Tag auf ein Blatt. In diesem Stadium sollte man mit der Behandlung der Kartoffelpflanzen beginnen.
Wenn dann endlich die Erntezeit da ist, wird man doch belohnt dafür, daß man die Pflanzen gehegt und gepflegt hat. Unser Gemüse wird vormittags geerntet und am Nachmittag verkauft. Da es also ganz frisch ist, sind Qualität und Aroma gut. Von Frühjahr bis Herbst wird das Gemüse nahe der Pforte der Klinik dienstags und donnerstags von 14.00 Uhr bis 15.30 Uhr verkauft.
Zur Tierhaltung ist zu sagen, daß wir zur Zeit nur Schafe halten, die nicht von uns geschlachtet werden. Sie tragen einen wichtigen Teil zum Gemüseanbau bei. Denn sie produzieren einen Teil des Düngers. Der Großteil des Gemüsefelddüngers wird von der Gärtnerei geliefert. Die Gärtnerei fährt im Herbst alles, was auf dem Klinikgelände an Laub anfällt, zum Gutshof, und dort wird es verarbeitet, mit Kalk, Tonmehl und Hornspänen angereichert. Nachdem es zwei bis drei Jahre liegen geblieben ist, kommt es als Laubkompost im Herbst zusätzlich mit aufs Feld. Laubkompost eignet sich ebenfalls gut für Kräuter- und Beerensträucherbeete.
Auch im Winter gibt es einiges zu tun: Im Kräutergarten auf dem Gutshof wachsen viele Blumen, die wir z. T. trocknen und aus denen wir im Winter Gestecke machen und für die Weihnachtszeit Kränze binden. Es fallen außerdem eine ganze Menge Reinigungs- und Ausbesserungsarbeiten an sowie die Pflege und Auslese des eingekellerten Gemüses. Die Laubkompostierung findet ebenfalls im Winter statt. Bei dieser Tätigkeit können den ganzen Winter über immer vier bis fünf Leute beschäftigt sein. Wichtig ist es uns auch, die Bäume des Gutshofsgrundstücks zu pflegen und zu beschneiden, damit ein optimales Wachstum gewährleistet ist. Denn das Obst von den Bäumen wird ebenfalls an den Verkaufstagen angeboten.
Im ganzen ist die Arbeit auf dem Gutshof sehr abwechslungsreich. Vorteilhaft dabei ist der nahe Kontakt zur Natur und das Erleben der Jahreszeiten. Viele Dinge kann man lernen, die im Leben sehr hilfreich sein können.
S. B.