Bisher lockte mich der Teufel Alkohol mit ein bis zwei Flaschen Bier, die ich auf dem Friedhof der Klinik trank. Das Unglück nahm seinen Lauf, denn ich wurde bei meiner Rückkehr auf der Station bei der Alkoholkontrolle erwischt. Die Folgen waren nicht so schön für mich, denn mir wurde der Ausgang für einige Zeit gesperrt. Daß ich einen „dicken Hals" bekam, kann sich jeder denken. Ich machte mir Gedanken darüber, wie ich mein Leben mit dem Alkohol ändern konnte, denn so kam ich in meiner Therapie nicht weiter.
Ich hörte von einer Selbsthilfegruppe, in die Leute gehen, die mit Alkohol Probleme haben. Es war ein schwerer Schritt für mich, dort hinzugehen, denn ich wußte nicht, wie ich empfangen würde. Auch Scham war dabei. Ich wurde aber freundlich empfangen, man nahm mir meine Hemmungen und brachte mich zum Sprechen. Nach der ersten Gesprächsrunde fühlte ich mich schon etwas befreit.
Seit ich in diese Gruppe gehe, ist mir erst bewußt, wie der Alkohol das Leben zerstören kann. Ein Leben ohne Alkohol war früher für mich unvorstellbar. Die Selbsthilfegruppe hat mir das nötige Vertrauen gegeben. Sie trauen mir zu, daß ich trocken werde. Man bringt mir dort Wärme und Geborgenheit entgegen. Die Gespräche, das gegenseitige Aufbauen und Stärken ist sehr wichtig für die Zukunft.
Die Gruppe allein kann mich nicht vom Alkohol heilen. „Durch muß jeder alleine." Jeder muß
den festen Willen haben, mit dem Alkohol aufzuhören; man darf sich nicht selbst belügen, indem man zur
Gruppe geht und trotzdem ab und zu an der Flasche nuckelt.
Menschen, die nicht trinken, haben oft keine Vorstellung, welchen Versuchungen trockene Alkoholiker ausgesetzt
sind, welche Kraft sie brauchen, nicht zum Glas zu greifen, z.B. Silvester ohne Sekt oder eine Geburtstagsfeier
ohne Bier. Der Betroffene muß seine Krankheit annehmen, sein ganzes Leben lang.
Wer selbst nie abhängig war, kann sich nur schwer in die Probleme, Ängste und Sorgen eines Betroffenen hineinversetzen. Ich bin ein Betroffener, hoffentlich gelingt mir das, nämlich ein trockener Alkoholiker zu werden und zu bleiben!
Wer Interesse hat, in unsere Selbsthilfegruppe zu kommen, dem gebe ich hiermit die Adresse bekannt:
Treff e.V., Gieslenberger Straße 51, Langenfeld.
Die Gruppe trifft sich jeden Montag und Donnerstag von 19.00 - 20.30 U Traut Euch und schnuppert mal hinein, Ihr seid herzlich willkommen.
Günter Leymann