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Diepgen: Keine weiteren Mahnmale in der Stadtmitte

Von Jola Merten

«Für weitere Mahnmale im Zentrum der Stadt ist kein Raum», erklärte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen am Sonnabend gegenüber der Berliner Morgenpost. Damit erteilt zumindest er der Forderung des Zentralrats der Sinti und Roma eine Absage, zwischen Brandenburger Tor und Reichstag ein Mahnmal für die 500 000 ermordeten Sinti und Roma aus elf europäischen Ländern zu plazieren. Auch die anderen Opfergruppen der Nazibarbarei, Homosexuelle und Euthanasieopfer, kämpfen seit Jahren für eigene Denkmale. Nach der Entscheidung des Bundestags für ein zentrales Holocaust-Mahnmal, das nur der ermordeten Juden Europas gedenkt, werden die Forderungen dieser Gruppen wieder aktuell.

«Ich habe mich für den Vorschlag von Richard Schröder unter anderem auch deshalb eingesetzt, weil dieser die jüdischen Opfer zwar hervorhebt, aber die anderen nicht ausgrenzt. Die jetzt im Bundestag angeklungene Forderung nach weiteren Mahnmalen führt nicht weiter», kritisierte Diepgen. Außerdem sei es «falsch, das zentrale Mahnmal an der Neuen Wache durch weitere Mahnmale abzuwerten».

Kultursenator Peter Radunski erinnerte sich am Sonnabend durchaus daran, daß Bundesinnenministerium und Senat 1997 dem Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma zugesichert hatten, über eine Gedenkstätte für diese Opfer nach der Entscheidung zum Holocaust-Mahnmal zu beraten. «Denkbar wäre es, daß die künftige Stiftung für das Holocaust-Mahnmal sich damit auseinandersetzt. Berlin muß nicht zwingend der Ort für dieses Denkmal sein» erklärt er. Dagegen erhebt Lea Rosh vom Förderverein für das Holocaust-Mahnmal vehementen Einspruch. «Dafür müßte schon eine eigene Stiftung gegründet werden. Wir werden noch genug mit der Umsetzung unseres Mahnmals zu tun haben.»

Stark machen will sie sich dagegen für das geplante Museum «Haus des Eigensinns», das der Euthanasieopfer gedenken will. «Die haben ja gar keine Lobby». Anfang 1998 hatte sich ein Freundeskreis für diese Gedenkstätte konstituiert, dem immerhin Prominente wie Walter Jens und Bischof Wolfgang Huber angehören. Sie wollen die berühmte Prinzhornsammlung - Bilder von Schizophrenen - aus der Heidelberger Universitätspsychiatrie nach Berlin holen. Das Museum soll seinen Platz finden auf dem Gelände Tiergartenstraße 4, Sitz der «Euthanasiezentrale» der Nazis, wo die «Aktion T 4» geplant wurde. Vergangene Woche bat der Freundeskreis den Senat, ihm das Grundstück zu überlassen.

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