Entstanden ist der Narrenspiegel durch eine Projektgruppe der Fachhochschule für Sozialwesen. Die Gründer wollten gemeinsam mit den psychisch Kranken eine Zeitung schaffen, in der jeder seine Erfahrungen veröffentlichen kann, erinnert sich Matthias Bähr: „Das war so der Grundgedanke, den sprachlosen eine Stimme geben. D.h. im Grunde kann jeder Sachen im Narrenspiegel veröffentlichen, die er veröffentlichen will, die aber schon Bezug zur Psychiatrie haben sollte."
Wie in jeder anderen Zeitung, finden sich im Narrenspiegel Beiträge aus allen Bereichen. Hier z.B. Schilderungen aus dem Alltag in psychiatrischen Einrichtungen oder Artikel über die Geschichte der Psychiatrie, aber auch Gedichte und Kurzgeschichten. Betreut wird die Zeitung von sechs Redakteuren: zwei Studenten und vier Psychiatrie-Betroffenen.
Sie treffen sich einmal in der Woche, um gemeinsam die Zeitung zu gestalten. Sie entscheiden, welcher Artikel wann erscheinen soll, kopieren die 150 Exemplare jeder Ausgabe eigenhändig und sorgen selbst für den Verkauf. Und das alles ehrenamtlich. Zwei Mark kostet der Narrenspiegel und damit kann die Redaktion gerade mal die Produktion der Zeitung bezahlen. Trotzdem arbeitet Helmut Brüggemann gern in der Redaktion mit: „Wir haben durch unsere Krankenhausaufenthalte, wo wir auch schlecht behandelt wurden und falsch behandelt wurden, sind wir arbeitslos geworden, wir sind finanziell schwach, wir haben schlechte Wohnbedingungen.
Freundeskreis, ob Verwandte oder Eltern, ziehen sich zurück. Man ist ziemlich alleine. Und hier hat man also beim Narrenspiegel die Möglichkeit all dieses niederzuschreiben. Wenn ich persönlich über mich was schreibe, hilft das. Und wenn ich in der Redaktion bin und wir hier zusammensetzen und was besprechen und neue Zeitung erstellen, dann bringt das auch irgendwie was."
Jürgen Vos ist auch Mitglied der Redaktion und für ihn hat die Zeitung noch eine andere wichtige Funktion: „Ich finde insofern den Narrenspiegel gut, weil es Öffentlichkeitsarbeit ist, wenn auch in kleinen Schritten, um die Menschen über die Psychiatrie aufzuklären, weil ich eben oft erlebt haben, daß Menschen so äußerten, meist auch ähmisch, 'Guck mal, das sind die Bekloppten, mit den wollen wir nichts zu tun haben, wir wollen uns lieber fern halten davon.' Das habe ich halt öfters erlebt und wenn die Menschen mehr begreifen, was so psychische Krankheiten bedeuten, dann können sie vielleicht anders damit umgehen."
Die Redakteure wollen versuchen die neuen Ausgaben des Narrenspiegel demnächst häufiger in Lüneburger Geschäften und Lokale anzubieten. „Damit", so das Motto, „die Normalen endich merken, daß die Verrückten eigentlich ganz normal sind." Anja Robberts Zurück zum Inhalt von "Narrenspiegel"