Sozialarbeiter lernte ich dann genügend kennen - mit Engagement - mittlerem Engagement und mit beamten-mäßigem Verhalten. Doch die Toleranz begeisterte mich und wir könnten uns frei fühlen. Die Psychopharmaka aber waren oft sehr überl, vor allen Dingen - ihre Nebenwirkungen. Es war neu für mich: Die Wohngemeinschaften und das tägliche Programm - ich kann sagen individuell. Ich schrieb Gedichte - akzeptierte innerlich nicht das Malen - überhaupt die Beschäftigungstherapie. Ich mochte außerhalb der Klinik Reklame in Gorleben, wurde Mitglied bei den Grünen und verkaufte Gedichte am Stintmarkt - eine Nachhippie (unleserlich)kultur - hier kam ich mit vielen Studenten der Uni und der Fachhochschule zusammen, die Sozialpädagogik studieren oder fertig waren.
Sie haben eine ... greifende Lage mit den Randgruppen, zu denen wir ja auch gehören. Wie sollen die Randgruppen eigentlich wieder in die Gesellschaft zurückgeführt werden. Das gelingt sehr selten. Die Arbeitswelt mach fast nie mit. Die Solidarität ist für psychisch Kranke sehr häufig nicht zu finden. Oft ist es dem Sozialarbeiter nichts anderes möglich sie in ihren WG außerhalb der Kliniken zu lassen und sie ambulant weiterhin zu behandeln.
Die damals wirtschaftliche Situation der BRD, die sich bei vielen Patienten häufenden Rückfälle - all dies ist mehr als hinderlich. Die Folge und „das Ende" - so empfindet es der halbwegs Gesunde ist deprimierend für die, die mit den „Patienten" sich seelisch verbunden fehlen. Die Ohnmacht ist es, oft aber auch so eine Art Instinktlosigkeit. Die Feinfühligkeit eines Sozialarbeiters darf nicht versiegen - aus Schutzmechanismen, was mir verständlich wäre.
Der Leidtragende ist aber immer der Patient. Der Sozialarbeiter und sein Bild vom Menschen, von sich, „krank" oder „gesund" ist natürlich different, und es kann nicht anders sein - als von seinem eigenen Leben bestimmt, seine Ziele im Team oder konkurrierend verschwimmen oft bei einem anstrengenden Leben. In diesem Beruf wird schon eine hohe Frustrationstoleranz verlangt und so etwa wie die rohe Ungerechtigkeit gegen Behinderte in unserer Gesellschaft.
Der Spielraum des Sozialarbeiters ist da - das ist sein Glauben - Zuwendung
die sich zeigen muß, ist nicht erlernbar. Entweder ja - oder
nein - aber Hoffnung kann erweckt werden. Auch das ist manchmal nicht
einfach - und ich: insgesamt lange, lange krank - 40 Jahre - sehr oft am
Ende - dennoch habe ich es doch noch geschaft. Das ist zwar Glück,
wenn man so ist, doch viele haben mir geholfen, unter anderem auch Sozialarbeiter
- und wir, wir hätten schon lange eine Chance - aber es kommt nicht
nur von uns und den Sozialarbeitern wünsche ich Liebe zu Behinderten