"Rosdorfer Kreisel" in Rostock!!!

Vom 12.12.1997 bis 14. 12.1997 trafen sich Redakteurinnen von Psychatrie-Zeitungen in Rostock zu ihrer 8. Bundestagung. Auf dem "Traditionsschiff", der ehemaligen "DRESDEN".

In der Warnowmündng rauchten die Köpfe von 40 ZeitungsmacherInnen aus dem gesamten Bundesgebiet in Plenumssitzungen, Arbeitsgruppen und informellen Begegnungen am Rande. Monica Hütte Camacho, Swantje Gottesleben und Frank Müller-Gerstmaier vertraten dabei den "Rosdorfer Kreisel".

Obwohl die Diskussionen erst nach Mitternacht abgebrochen wurden, reichte die Zeit nicht, um alle Themen ausführlich zu besprechen. Von Stuttgart bis Stralsund wird noch viel aufzuarbeiten und zu entwickeln sein bis zum nächsten Bundestreffen im Herbst 1998 in Bremen.


Programm :

Freitag 12.12.
14.0 Uhr Anreise/Quartierverteilung

15.00 Uhr Begrüßung und Vorstellung
- Besprechung über Einteilung der Arbeitsgruppen und Protokollanten
- Kurzberichte, aus anwesenden Landesverbänden und Redaktionen mit Vorstellungen
und Diskussion von Ideen und Vorhaben für 1998
- Kurzbericht Über das PsychiatrieErfahrenen Informations(inter)netz
- Kurzbericht zum Foucault-Tribunal
- Kurzbericht zum Aufbau eines Zeitungsarchivs, "Psychatrie in den Medien" u.a.

17.0 Uhr bis 18.00 Uhr Abendessen

18.30 Uhr bis 21.00 Uhr "Diskussion"

Danach Freizeit/Exkursion nach Rostock-City bzw. Warnemünde.

Samstag 13.12.
8.0 Uhr bis 9.00 Uhr Frühstück

10.00 Uhr Treffen der Arbeitsgruppen:
1. Finanzierung, Zensur
2. Internet in Aktion, Möglichkei,ten und Grenzen
3. Technische Hilfsmittel
4. Was sind die Beweggründe für's Schreiben / warum mache ich Zeitung?

13.0 Uhr bis 15.00 Uhr Mittagspause

15.00 Uhr - 18.00 Uhr Fortsetzung der Arbeitsgruppen:
1. Bedrohung der Arbeit durch andere
2. Foucault-Tribunal: Berichterstattung
3. Zum Presserecht und: "Wie entsteht eine Nachricht?"
4. Zeitungsarchiv und Diskussion

17.00.Uhr bis 18.00 Uhr Abendessen Ab 20.00.Uhr Fest (Organisation: Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Mecklenburg-Vorpommern)

Sonntag 14.12.
8.00 Uhr bis 9.00 Uhr Frühstück

10.00 Uhr Plenum: Berichte, Diskussion, Besprechung, Beschlüsse, Perspektiven, Archivarbeit

12.30 Uhr bis 13.00 Uhr Mittagessen und Verabschiedung

Hinweis in eigener Sache, Arzt an Bord!



Wie aus dem Programm zu entnehmen ist, hatten Wir sehr interessante Themen. Aber wir haben uns überlegt, ersteinmal von der Arbeitsgruppe "Was sind die Beweggründe für's Schreiben / Warum mache ich Zeiting? zu berichten.
Zusätzlich ist in der Rubrik "Überregionales" noch etwas zum Foucault-Tribunat zu finden. Und wer Interesse an den Protokollen der einzelnen Arbeitsgruppen hat, kann sich gerne bei uns melden.

Um ansatzweise die Atmosphäre deutlich zu machen, die nicht nur in dieser Arbeitsgruppe so spannend, fazinierend bunt und persönlich vmr, wollen wir statt eines sachlichen Berichtes einen bunten Strauß von Zitaten wiedergeben.

Was sind die Bewe runde für's Schreiben / Warum mache ich Zeitung?"

· Überwältigende innere Erlebnisse ausdrucken und "weglegen" können Selbstverwirklichung
· Zusammenhänge in der Psychiatrie aufzeigen
· Ich habe in der Psychiatrie/Düren die Hölle erlebt. Sprache, Schreiben, Retieren haben mir das Leben gerettet
· Eitelkeit, im positiven Sinne
· ich verfasse ein "kleines" Kunstwerk und fühle mich saugut
· ich bin über's Tagebuchführen zur Zeitung gekommen, es ist wie das Glücksgefühl nach einer Geburt, wenn es vor mir auf dem Papier steht
· Zeitung machen ist noch ganz neu für mich, ich muß mich erst noch rantasten
· wenn ich das ganz Schlechte lese, geht es mir wieder besser. Es gibt mir einen bestimmten Halt
· die Umwelt aufklären. Schwarz au weiß dokumentieren, auch für später
· ich kann meine Fotos veröffentlichen
· ursprünglich hat mich Schreiben nicht so interessiert. Meine Ärztin hat mich aus diagnostischen Gründen dazu aufgefordert, einen Sachbericht über mein Hobby Fußball zu schreiben. Inzwischen macht es mir allerdings richtig Spaß, und ich schreibe auch über andere Dinge
· mit Naturerlebnissen in Spanien kam der Wunsch, wieder zu schreiben
· Politik im Kleinen und Großen
· es ist genau das, was ich immer gesucht hatte. Da wird über Sachen geredet, die mir wirklich wichtig sind
· Kunst und Malen waren einfach nicht die Sprache, die ich sprechen und verstehen konnte
· ich war in Deutsch in der Schule immer ziemlich schlecht. Brauchte Nachhilfe bei Aufsätzen
· das Ausmaß an Spaß ist nicht abhängig vom Output an Gedrucktem
· ich kann eigentlich überhaupt nicht schreiben
· ich werde mir beim Schreiben über meine Probleme und meine Krankheit klar
· beim Schreiben wird mir klar, daß ich doch noch zu etwas fähig bin
· ich möchte dem vorbeugen, daß wichtige Dinge, wichtiges Wissen verloren geht
· ich schreibe, um gesund zu werden
· Satire macht mir sehr viel Spaß
· Humor ist, wenn man trotzdem druckt
· das Durcheinander beim Schreiben gibt das Chaos in meinem Inneren Wieder
· Schreiben ist ein Prozeß
· Kontakte knüpfen
· ich werde verstanden, brauche mich nicht zu verstellen
· alleine schreiben läßt mich in der "großen" Einsamkeit. Durch Kontakte komme ich in die "kleine" Einsamkeit
· in meiner anderen Umgebung hatte ich keinen Rahmen und keinen Halt. Bei der Zeitung habe ich das
· ich gebe einfach meinen Senf dazu.

Soweit die Arbeitsgruppe:
"Was sind die Beweggründe für´s Schreiben/warum mache ich Zeitung?